Am letzten Sonntag machten sich einige Leute aus dem Übersicht-Ukraine-Kanal auf den Weg zum Reichstag in Berlin.
Begegnet sind sich die Hamburger und Berliner nicht, aber ihre Eindrücke lassen sich trotz unterschiedlicher Motivationen den Platz der Republik zu besuchen, wie folgt zusammenfassen:
Berlin ist definitiv ukrainisch
An den Gebäuden (Museen, Bibliotheken und Galerien) hängen ukrainische Fahnen und man fragt sich, ob Berlin nun ganz offen den Euro-Maidan von 2014 feiert und damit zum Ausdruck bringen möchte, dass niemand versteht und es auch gar nicht interessiert, was in der Ukraine wirklich abgelaufen ist und derzeit abläuft.
Auch etliche Besucher demonstrierten mit ihrer gelb-blauen Kostümierung oder gar mit Plakaten ihre Überzeugung, dass mehr Waffen in jedem Fall der richtige Weg zu mehr Souveränität und einem besseren Leben führen werden. Dabei könnte schon ein kleiner Vortrag über Flaggenkunde aufzeigen, dass es sowohl um die deutsche als auch um die ukrainische Souveränität eher schlecht bestellt ist und dies auch durch Waffenlieferungen in Zukunft nicht gerade begünstigt wird.
Voll war es am Reichstag auch! Aber man konnte sich „neutral“ auf dem Terrain des Reichstages ohne Probleme und Diskussionen bewegen und der schönen Aufschrift „DEM DEUTSCHEN VOLKE“ seine Aufmerksamkeit schenken und seinen Gedanken, Träumen und Erinnerungen freien lauf lassen…
Gebaut wird auch…
Die berühmte Reichstagstreppe, die angeblich ganz gern gestürmt wird, war wegen Baumaßnahmen weiträumig abgeriegelt. Diesmal nicht mit Hamburger-, sondern ganz schlichten Baugittern.
Gebaut wird ein Schutzgraben, der jetzt noch größer wird als gedacht. Vermutlich um Wiederholungen, wie am 29. August 2020, nicht so einfach zu ermöglichen.
In Russland wird glücklicherweise der ursprüngliche Reichstag nachgebaut, zwar in klein, aber so bleibt wenigstens ein Teil unserer gemeinsamen Geschichte in der Nähe von Moskau erhalten und wir werden auf diese Weise nicht vergessen können, wer uns 1945 von Hitler und dem Faschismus befreit hat…
Vielleicht ist in diesen Tagen ratsam in der Nacht und am Tage an Deutschland zu denken, zu träumen und zu hoffen…
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben. – Heinrich Heine – Ein Wintermärchen
Berlin ist auf jeden Fall immer eine Reise wert… und die Zeiten ändern sich… das Große bleibt nicht ewig groß und das Kleine bleibt nicht ewig klein.