Min Jehann

Ik wull, wi weern noch kleen, Jehann,
Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann,
Weest noch? bi Nawers Sot.
An Hȩben seil de stille Maan,
Wi segen, wa he leep,
Un snacken, wa de Himmel hoch
Un wa de Sot wul deep.

Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Dar röhr keen Blatt an Bom.
So is dat nu ni mehr, Jehann,
As höchstens noch in Drom.
Och nȩ, wenn do de Scheper sung,
Alleen, int wide Feld:
Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt.

Mitünner inne Schummerntid
Denn ward mi so to Mod, Denn löppt
mi´t langs den Rügg so hitt,
As domals bi den Sot.
Denn dreih ik mi so hasti um,
As weer ik nich alleen:
Doch Allens, wat ik finn, Jehann,
Dat is – ik sta un ween.

Ich wollte wir wären noch klein, Johann,
Damals war die Welt so groß!
Wir saßen auf dem Stein, Johann,
Weißt noch? Bei Nachbars Brunnen.
Am Himmel segelte der stille Mond,
Wir sahen, wie er lief,
und redeten, wie der Himmel hoch
und wie der Brunnen tief.

Weißt noch, wie still es war, Johann?
Da rührte sich kein Blatt am Baum.
So ist das nun nicht mehr, Johann,
als höchstens noch im Traum.
Ach nein, wenn da der Schäfer sang,
allein im weiten Feld:
Nicht wahr, Johann? Das war ein Ton!
Der einzige auf der Welt!

Mitunter in der Dämmerung
dann wird mir so zu mut,
dann läuft es mir entlang den Rücken so heiß,
wie damals bei dem Brunnen.
Dann dreh ich mich so hastig um,
als wär ich nicht allein:
Doch alles, was ich vorfinde, Johann,
das ist – ich stehe und weine.

Gestaltung von Karl-Hans Bachmann

Min Jehann

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